Der starke Aufwärtstrend nach dem Corona-Schock im März 2020 hat viele neue Anleger und Anlegerinnen* auf den Plan gerufen. Das Jahr 2021 verzeichnete ein Rekordhoch nach dem anderen. Anleger wurden kaum mit Schwankungen konfrontiert und erfuhren ein extrem positives Investment-Erlebnis. Doch die nächste größere Korrektur, die nächste Weltwirtschaftskrise oder die nächste Hiobsbotschaft kommt bestimmt. In unsicheren Zeiten ist es wichtig, dass gerade neue Anleger sich an bewährte Spielregeln halten, damit sie ihre Ziele erreichen und die zu erwartende Rendite erzielen.

Was solltest du also konkret unternehmen, wenn hohe Schwankungen erwartet werden oder du ein ungutes Gefühl hast, was das Geschehen an der Börse angeht.

Prüfe, ob dein Portfolio ausreichend diversifiziert ist

Diversifikation bedeutet Streuung. Durch eine breite Streuung der Anlagen vermeidest du unnötiges Risiko. Schwankungen, die durch die Insolvenz eines einzigen Unternehmens entstehen oder durch den Einbruch eines kurzfristigen Trends, kannst du einfach vermeiden. Stelle dein Portfolio dazu global auf. Investiere also in Anlagen, die global über die Welt gestreut sind. Das gelingt dir schon mit nur einem Investmentfonds, z. B. mit einem ETF auf den MSCI World Index. Mit diesem ETF investierst du in die ca. 1.600 größten Unternehmen der Welt.

So ist dein Portfolio nur noch dem Marktrisiko ausgesetzt. Also dem Risiko, das sich auf den gesamten Markt auswirkt und auf das du so gut wie keinen Einfluss hast.

Bereite dich auf hohes Risiko vor

Damit du dich auf größere Abwärtstrends vorbereiten kannst ist es wichtig, den Begriff Risiko richtig einzuordnen. Der Wert deines global diversifizierten Portfolios schwankt bekanntlich. Diese Wertschwankungen nennt man Risiko. Ein Totalverlustrisiko ist nur theoretisch möglich. Es müssten alle Unternehmen innerhalb kürzester Zeit 0 € Wert sein, um so ein Totalverlustrisiko simulieren zu können. Das Wort Risiko ist bei globalen Investmentfonds also gleichzusetzen mit dem Wort Schwankungen.

Zukünftige Schwankungen konkret vorherzusagen ist natürlich unmöglich. Dennoch gelinkt es mithilfe der sogenannten Standardabweichung (eine Methode zur Messung der zu erwartenden Schwankungen) die Wahrscheinlichkeit zukünftiger Schwankungen zu bestimmen. Wenn die jährliche Standardabweichung eines Aktienfonds z. B. bei 12 % liegt bedeutet das, dass es eine 68-prozentige Wahrscheinlichkeit gibt, dass sich die Schwankungen des Fonds im nächsten Jahr in einem Korridor von +12 % und -12 % bewegen. In einer Beratung wird oft empfohlen, von der doppelten Standardabweichung auszugehen. Bei einer doppelten Standardabweichung liegt die Wahrscheinlichkeit schon bei ca. 95 %. So kannst du dich gut auf zukünftige Schwankungsbreiten vorbereiten und bekommst ein Gefühl dafür, welches Risiko dich erwartet.

Folge deiner Strategie, vermeide den Versuch Kurse vorherzusagen

Deine Anlage verfolgt in aller Regel ein Ziel. Wahrscheinlich verfolgst du das Ziel einen bestimmten Geldbetrag oder eine bestimmte Rendite zu erwirtschaften. Wenn du Renditen um die 6 % p.a. nach Kosten anstrebst, investierst du wahrscheinlich in Aktienfonds, denn diese Rendite ist von global gestreuten Aktienfonds nach einem Anlagehorizont von ca. 10 Jahren zu erwarten. Dein Ziel erreichst du, indem du den natürlichen Aufwärtstrend der Weltwirtschaft für dich nutzt und in z. B. Aktienfonds investierst. Du akzeptierst das damit verbundene Risiko, um dafür mit einer höheren Rendite belohnt zu werden, als es mit Anlagen ohne Risiko möglich wäre. Halte an dieser Strategie fest.
Solange du Kurse nicht mit Sicherheit vorhersagen kannst, lohnt es sich nicht auf den perfekten Einstiegszeitpunkt zu warten.

Halte dir deinen Anlagehorizont vor Augen

Dein Portfolio ist tief im Minus und du bekommst langsam ein ungutes Gefühl? Bewahre Ruhe. Prüfe, ob die Schwankung noch im zu erwartenden Korridor liegt. Prüfe, wie lange du dein Geld maximal investiert lassen kannst. Prüfe, ob die aktuellen Nachrichten in 10 Jahren für die gesamte Welt mit Blick auf die Weltwirtschaft noch von Bedeutung sind. Ein ausreichend langer Anlagehorizont ist der wertvollste Schutz, damit du keine Verluste realisieren musst. Schwebende Verluste sind noch lange keine realen Verluste.

Prüfe Alternativen

Dein Ziel ist es, die zu erwartende Rendite von ca. 6 % p.a. zu erwirtschaften? Welche alternativen Investments gibt es aktuell, die diese Rendite versprechen, ohne, dass du dabei ein noch höheres Risiko eingehen musst, als du es mit deinem aktuellen Investment tust? Stelle deine Strategie hin und wieder auf den Prüfstand und erinnere dich daran, warum du das Investment eingegangen bist und ob es zwischenzeitlich neue Informationen gibt, die es rechtfertigen an der bestehenden Strategie Änderungen vorzunehmen. Um einen Marktüberblick der aktuell möglichen Anlagen zu erhalten, kannst du auch einen fachkundigen Berater hinzuziehen.

Deine eigene Meinung über die Zukunft des Wirtschaftswachstums ist entscheidend

Es spielt keine Rolle ob du dir selbst dein Investment ausgesucht hast oder ob dir ein professioneller Berater dabei geholfen hat. Wichtig ist, dass du das Investment verstanden hast und damit zufrieden bist. Du entscheidest über deine Anlagen. Falls dein Wohlbefinden aufgrund der zu erwartenden Schwankungen leidet oder dir eine garantierte Zielsumme innerhalb der nächsten 1 bis 3 Jahre zwingend zur Verfügung stehen muss, verlasse das Marktgeschehen. Wenn das ursprüngliche geplante Risiko für dich heute nicht mehr tragbar ist, sind bestimmte Anlagen nicht mehr geeignet. Nur in solchen Extremsituationen ist es empfehlenswert unter allen Abwägungen des oben geschilderten, die Investition zu beenden.

Sei optimistisch, du unterstützt die besten Firmen der Welt dabei, noch besser zu werden

Mit dem Kauf von Aktien oder Investmentfonds unterstützt du Firmen dabei, Produktivkapital aufzubauen, mit dem die Firmen neue Maschinen kaufen können oder neue Arbeitsplätze schaffen. Als Anleger ist es daher immer ratsam optimistisch auf sein Investment zu schauen.
Eine gute Investmenterfahrung gelingt, wenn du Disziplin und einen ausreichenden Anlagehorizont mitbringst.

*Wir nutzen aus Gründen der besseren Lesbarkeit die männliche Form: Anleger